25.07.2011 – Bergen
Sonnenaufgang: 5.03 Uhr
Sonnenuntergang: 22.32 Uhr
Am diesem Morgen erreichten wir bei regnerischem, kühlen Wetter gegen 8 Uhr Bergen. Die zweitgrößte Stadt Norwegens gilt als die regenreichste Großstadt Europa, was wir auch zu spüren bekamen.
Nach dem Frühstück machten Jens und ich uns bald auf den Weg Richtung Innenstadt (vorbei an einem deutschen Radfahrer komplett ohne Arsch^^). Unseren ersten Halt legten wir bei der Festung Bergenhus ein bevor wir das berühmte Hafenviertel „Bryggen“, das seit 1979 Weltkulturerbe der UNESCO ist, erreichten.
Das Wetter war (wie erwartet) regnerisch bei ca. 16°C. Davon ließen wir uns aber nicht abhalten und spazierten gut gelaunt durch die Stadt, wo uns v.a. die vielen Kirchen (u.a. kamen wir an der Domkirche St. Olav vorbei) und Fresstempel auffielen. Also verhungern muss man in Bergen definitiv nicht! Durch Zufall entdeckten wir auch das „Immigration Office“ (ich war nicht drinnen, noch nicht…^^) und machten Bekanntschaft mit dem „Filzigen mit nur einem Schuh“. Vorbei am Stadtpark führte uns unser Weg dann zum Fischmarkt, wo mir fast die Augen aus dem Kopf fielen beim Anblick der vielen Köstlichkeiten. Um 12 Uhr fand die offizielle Schweigeminute für die Opfer der Anschläge von Oslo und Utøya statt. Ein sehr ergreifender Moment wie von einer Sekunde zur nächsten Totenstille auf dem zuvor so quirligen Markt herrschte.
Auf dem Rückweg zum Schiff inspizierten wir die alten Holzhäuser des ehemaligen Hansekontor Bryggen noch mal etwas näher (nachdem wir entdeckt hatten, dass man zwischen den Häusern durch gehen kann). Wirklich beeindruckend.
Und mein obligatorischer Besuch eines Souvenirshops durfte natürlich auch nicht fehlen.
Wieder an Bord füllte ich zuerst einmal meinen Magen und machte dann einen Verdauungsrundgang über die oberen Decks, von wo aus ich die „Black Watch“ begutachtete, die neben uns im Hafen lag. Ich entdeckte auch ein Hurtigruten-Schiff, leider war es zu weit weg, um den Namen zu erkennen. Das Wetter hatte sich leider auch nicht sonderlich gebessert und es regnete immer noch leicht, daher beschloss ich, den Rest des Tages mit Lesen am Pool zu verbringen.
Am Abend stand das Gala-Abschiedsabendessen auf dem Programm, was mal wieder ein bisschen aufwendigeres Styling für uns bedeutete. Ich hatte mich bei der Kleiderauswahl für mein Dirndl entschieden und erntete mal wieder sehr seltsame Blicke unserer karierten Freunde. Während des Abendessens setzte die Costa Pacifica Kurs auf Kiel.
Nachdem wir unsere Mägen mit allerhand Köstlichkeiten gefüllt hatten (es gab u.a. Gratinierte Jakobsmuscheln) plünderten wir ein weiteres Mal die Bordgeschäfte. Gerald erstand eine schicke Pelzmütze (Gerüchte, er hätte diese einem toten Russen geklaut, sind definitv falsch!), mit der wir am Anschluss in der Mittelbar allerhand Späße trieben.
Irgendwie hatte ich dann plötzlich keine Lust mehr auf Party und beschloss, alleine ein bisschen spazieren zu gehen. Ich schlenderte über die oberen Decks, hörte dabei Musik und landete letztendlich an der Poolbar, wo ich mir einen Tequila Sunrise gönnte. Das Grinsen des Barkeepers irritierte mich am Anfang etwas, ich bekam aber schnell eine Erklärung dafür als er mich fragte, ob ich denn im vergangenen Jahr auf der Costa Fortuna in der Karibik gewesen sei und meine Abende an der Poolbar verbracht hätte. Der Kerl kannte mich tatsächlich noch von unserer TA und ich schenkte ihm mein nettestes Lächeln als er mir großzügig eine weitere Ladung Tequila in mein Glas kippte. Diese Begegnung verbesserte meine Laune immens und so gesellte ich mich im Anschluss wieder zu meinen Männern in die Mittelbar. Um 23 Uhr ging es wieder Richtung Pooldeck, wo am zentralen Pool eine „Gastronomische Überraschung“ auf uns wartete. Das Buffet mit den zahlreichen Früchte- und Brot-Kunstwerken war wirklich sehenswert und der Ansturm war gigantisch. Okay, letzteres war ein Scherz – die Mumien waren um diese Zeit natürlich schon im Bett.
Nach einem Cocktail an der Poolbar (der Kerl grinste immer noch von einem Ohr zum anderen^^) endete der Abend, wo er enden musste: in der Disko.
(3,5)
26.07.2011 Seetag
Sonnenaufgang: 5.21 Uhr
Sonnenuntergang: 21.33 Uhr
An diesem Morgen hatte ich zunächst so gar keine Lust aufzustehen und meine Laune war nicht gerade die beste. Ich wollte es kaum glauben, dass sich diese traumhafte Kreuzfahrt bereits wieder dem Ende näherte und wir uns langsam aber sicher wieder dem Kieler Hafen näherten. Die Infoveranstaltung mit wichtigen Informationen zur Ausschiffung um 9 Uhr schwänzte ich wieder einmal und ging lieber ins Buffetrestaurant zum Frühstücken. Da wir den ganzen Tag auf See verbringen würden sah unser persönliches Tagesprogramm wie folgt aus: essen, lesen, Musik hören, schwimmen, im Whirlpool abhängen und dabei aufs Meer starren, Schiffe beobachten (und es gab verdammt viele zu sehen), rumliegen, lästern, essen, hatten wir im Whirlpool liegen schon??, essen… Ich liebe Seetage! Schade, dass es der letzte sein würde. Ein letzter Rundgang durch das Schiff, um Fotos zu machen durfte natürlich auch nicht fehlen. Leider war es dann aber irgendwann Zeit, auf die Kabine zurückzukehren und die Koffer zu packen. Ich hasse diese Momente!!!!
Um 17 Uhr fand eine offizielle Schweigeminute an Bord für die Opfer der Anschläge von Oslo und Utøya statt, was zuvor in zig Sprachen angekündigt wurde. Ich selbst war in diesem Moment auf dem Weg zu meinen Männern in die Mittelbar und ich war entsetzt über das Verhalten einiger Passagiere. Während die Kellner und der Großteil der Gäste in der Schokobar, wo ich mich befand, der Opfer gedachten oder zumindest schwiegen, zockten im Casino die Leute munter weiter an den Daddelautomaten. Selbst wenn einem die (am Ende) 77 getöteten Menschen am Arsch vorbei gehen, so kann man doch wohl wirklich für eine verdammte Minute aus Respekt inne halten!! Dreckspack!!!
Ziemlich angefressen musste ich mir in der Mittelbar dann erst einmal zur Beruhigung einen Cocktail rein ziehen.
Es folgte das letzte Abendmahl und der Abschied von unseren Tischnachbarn, der mir noch nie so leicht gefallen ist. 2010 hatte ich am letzten Abend Pipi in den Augen als ich goodbye zu Sara und Joe sagen musste. Und dieses Mal wusste ich nicht einmal die Namen aller Leute, die mit uns am Tisch gesessen hatten (von Johannes mal abgesehen^^). Natürlich wurden auch die obligatorischen Fotos mit den Kellner gemacht. (Auch wenn der Service am Tisch oft zu wünschen übrig lies, unserem Jacob will ich da keinen Vorwurf machen, der gab wirklich sein Bestes, nur war er die meiste Zeit alleine und musste 35 Personen bedienen, da musste zwangsläufig immer jemand warten.)
Nach dem Essen gingen wir zunächst in die Mittelbar und bewunderten von Deck 3 aus den gigantischen Sonnenuntergang, bevor wir uns auf große Abschieds-Foto-Tour begaben.
In der Schokobar trafen wir auf das Animationsteam und v.a. Jens war begeistert von den Kostümen. (Gerald und ich kennen derartige Aktionen ja schon von früheren Kreuzfahrten und haben sie auf der Pacifica auch irgendwie vermisst.)
Und auch auf eine Frage, die mich schon seit dem ersten Abend gequält hatte, fand ich letztendlich auch eine Antwort: Der Sänger in der Schokobar war tatsächlich DER Sasha, der uns allabendlich auf unserer allerersten Fahrt mit der Costa Mediterranea 2006 musikalisch erfreut hatte.
Mit einem lachendem und einem weinenden Auge verabschiedeten wir uns auf unserem Rundgang durch unsere Lieblingsbars von den Künstlern und Kellnern (Wer weiß, vielleicht sieht man sich ja mal wieder…) und landeten letztendlich, wie sollte es auch anders sein, in der Disko.
(3)
27.07.2011 – Kiel
Um ca. 8 Uhr legte die Costa Pacifica in Kiel an und wir machten uns zunächst mitsamt unseres Handgepäcks auf den Weg in die Mittelbar. (Die Koffer waren ja bereits in der Nacht abgeholt worden.) Meine „post-cruise-depression“ musste ich dieses Mal entgegen meiner Gewohnheiten mit einem letzten Weißbier an der Mittelbar bekämpfen, was aber leider nicht so wirklich gelang. Allerdings bekam ich dort von einer netten Mitreisenden (die ich zuvor beruhigt hatte, dass der Bus mit Sicherheit auf uns waren würde) den Tipp mit der speziellen Ausschiffung für Behinderte. Nach einem kurzen Gespräch mit der Dame vom Geästeservice war klar, wir würden dieses Mal nicht in irgendeiner Bar auf die Ausschiffung waren, sondern in einem speziellen Bereich im Atrium. YEAH!
Gemeinsam mit Jens begaben wir uns dann an den zentralen Pool, um zu „frühstücken“ und uns die Zeit bis zur Ausschiffung mit allerhand Unfug zu vertreiben. Da man bis zum Verlassen des Schiffes mit der CostaCard zahlen konnte gönnten wir uns noch den ein oder anderen Cocktail (Mathilda rulez!) und machten massig Fotos u.a. von der Color Magic, gemeinsam mit unsrem neuen kommunistischen Freund aus Vietnam und ein paar anderen Crewmitgliedern (die meine Befürchtungen bzgl. des Mumienaufkommens bei unserer nächsten Fahrt zerstreuten). Das Wetter war (im Gegensatz zu meiner Laune) einfach traumhaft und wir konnten dank offenem Dach die Sonne am Pool genießen.
Um 10.30 Uhr war es für Gerald und mich soweit und wir mussten (unter Protest und ohne Rollstuhl) die Costa Pacifica verlassen.
„No I don’t wanna go
I don’t wanna go“
Unsere Koffer und auch der Bus waren schnell gefunden, es fehlte eigentlich nur noch Jens, der eine Viertelstunde nach uns ausschiffen sollte. Und wir warteten und warteten und warteten. Sein Koffer wurde irgendwann von einer netten Costa-Mitarbeiterin gebracht, die das arme, einsame Teil gefunden hatte und irgendwann kam dann auch Jens und wir konnten Richtung Heimat aufbrechen.
Im Bus wartete dann eine unangenehme Überraschung auf mich. Die nette Mitarbeiterin von Schmetterling-Reisen hatte uns zwar tolle Plätze (oben ganz vorne, Jens hinter uns) zugeteilt, leider saß aber die seltsame Tante, die mir schon vor der Abfahrt in München auf den Zeiger gegangen war, direkt neben mir. Und sie nervte die ganze Fahrt über. Angefangen von ihrer Motzerei über die „Fäkalsprache“ von Jens bis hin zu ihren ständigen Telefonaten. Halloooooo?!?!?!?! Man muss seinem Liebsten doch echt NICHT stündlich die verbleibenden Kilometer bis zu Hause durchgeben, oder?? Selbst ihre Mitreisende war am Ende ziemlich genervt und war wohl auch ebenso froh wie wir als die „Geliftete“ (Danke an Jens für die Kommentare diesbezüglich^^) von „Dietaaaa“ in Feucht in Empfang genommen wurde. Der Rest der Fahrt verlief dann ruhig und stressfrei, was meine Laune aber auch nicht wirklich verbesserte. Verdammte „post-cruise-depression“!
Am Busbahnhof in München/Fröttmaing wartete dann auch schon unser Airport Shuttle Rosenmeier auf uns und letztendlich hatte uns dann auch irgendwann (ohne den obligatorischen Halt beim Amerikaner) unsere Heimat Regensburg wieder.
Am Ende meines Berichts möchte ich mich bei Kapitän Ciacomo Longo und der gesamten Crew der Costa Pacifica für diese wunderschöne Kreuzfahrt bedanken.
Mein Dank gilt auch meiner Mutter fürs Wohnungshüten, dem Reisebüro Aschenbrenner im Alex-Center/Regensburg (hier buchen wir immer wieder gerne) und allen Leuten, die uns ermutigt haben, diese Reise zu machen.
Dies war unsere mit Abstand teuerste Kreuzfahrt, aber sie war jeden einzelnen Cent wert. Die Fjorde, das Nordkap, die einzelnen Orte, die wir besucht haben – TRAUMHAFT! Und jederzeit gerne wieder!
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit. Und ihr wisst ja, falls es die Götter gut mit uns meinen, werde ich mich in Kürze wieder melden… wenn wir das Christkind im westlichen Mittelmeer gefunden haben!
Und nicht vergessen: „A dream is all we need!“
Songzitate: Sunrise Avenue
© Sabine Lehner 2011