Musik und Mitternachtssonne 2011 (3)

23.07.2011 – Trondheim

Sonnenaufgang: 3.54 Uhr
Sonnenuntergang: 22.47 Uhr

Wir hatten uns dazu entschlossen, mal wieder etwas länger zu schlafen und verzichteten auf das Frühstück. Das Einlaufen in den Hafen von Trondheim gegen 11 Uhr sah ich mir von Deck 10 aus an und entdeckte dabei die AIDAblu und die Trollfjord der Hurtigruten ASA.
Zum Mittagessen gab es u.a. Muscheln und ich musste feststellen, dass unsere deutschen Mumien da nicht so besonders drauf stehen. Ich konnte natürlich nicht widerstehen (wie immer^^) und schaufelte die Teile maßlos in mich hinein (als „Beilage“ gab es bei mir Lasagne^^).
Irgendwann nach 12 Uhr bequemten wir uns dann auch endlich von Bord, um ein wenig durch das Stadtzentrum zu bummeln, das man vom Hafen aus zu Fuß bequem und schnell erreichen kann. Die Stimmung insgesamt war aufgrund der Anschläge von Oslo und Utøya sehr bedrückt und an allen öffentlichen Gebäuden wehten die Fahnen auf Halbmast. Selbst das Wetter schien zu trauern und es regnete ab und zu ein paar Tropfen bei ca. 13°C. Unsere Ziele in Trondheim waren zum einen der Nidarosdom, eine der bedeutendsten Kirchen Norwegens, sowie die alten Speicherhäuser am Nidelva. Der Dom ist ein wirklich imposantes Bauwerk mit einer Länge von 102 m und einer Breite von 50 m. An der Gewölbespitze ist er 21 m hoch. Besonders fasziniert war ich von der Westfassade in Stil der Hochgotik, die ich eher in England als hier im hohen Norden erwartet hätte. Ins Innere konnten wir leider aufgrund einer Hochzeit keinen Blick werfen.


Auch von den alten Speicherhäusern und der Holzbrücke „Gamle bybro“ war ich restlos begeistert.

Gemütlich spazierten wir dann wieder zurück zum Hafen (Gerald musste durch wirklich jede Pfütze laufen), wo ich noch schnell den Souvenirshop begutachten und einen Troll befummeln musste.
Wieder an Bord war Geralds Bedürfnis, seinen Darm zu entleeren, so groß, dass er gleich mit Jens in dessen Kabine gehen musste (und der deutschen Sprache auch nicht mehr mächtig war^^). Den Rest des Nachmittags war dann hauptsächlich Entspannen in der Kabine und auf dem Balkon angesagt.
Für diesen Abend hatten Gerald und ich einen Tisch im „Blue Moon“ für 19.30 Uhr reserviert. Eigentlich ist für dieses Restaurant ein Aufpreis fällig, wir waren allerdings vom CostaClub eingeladen und mussten „lediglich“ die Getränke bezahlen. Das Ambiente im „Blue Moon“ ist kein Vergleich zu den anderen Restaurants, alles ist etwas exklusiver – angefangen bei der Deko, über den Piano-Spieler bis hin zum Service. Es waren nur wenige Gäste außer uns anwesend und wir bekamen einen wirklich tollen Tisch am Fenster, von wo aus wir während des Essens die Passage durch den Fjord von Trondheimsleia genießen konnten. Es ist einfach gigantisch, mit dem Schiff mitten durch die Berge zu fahren. Da kann man noch so viele Berichte gesehen oder gelesen haben – wenn man es mit eigenen Augen sieht ist man erst mal platt!
Ich hatte an diesem Abend endgültig genug von Deutsch und den Deutschen, so dass ich auf das „Guten Abend“ bei der Begrüßung im Blue Moon grinsend mit „Good evening“ antwortete und prompt kam dann auch als wir am Tisch Platz genommen hatten die Frage, ob ich die Speisekarte denn lieber auf Deutsch oder auf Englisch hätte. Hab ich denn ein kariertes Hemd an oder was?? In English please! Höhöhöhöhö! Und nun zum Essen selber: Als Vorspeise gab es für Gerald Riesengarnelencocktail und für mich Büffelmozzarella mit (etwas blassen, geschmacksneutralen) Tomaten. Der Hauptgang war ein wahrer Traum von der toten Kuh – Porterhouse-Steak für 2 Personen, direkt vor unseren Augen zerteilt und medium wie gewünscht. Da gab es rein gar nichts zu bemängeln, genauso wie bei der Nachspeise – Tiramisu für Gerald und Schokoravioli für mich (kein Platz für fettes Tiramisu neben dem Rind in meinem Magen^^). Dazu gönnten wir uns eine für meine Begriffe sündhaft teure Flasche Rotwein, die perfekt mit dem Steak harmonierte. Hat der Gatte echt gut ausgewählt! Und überhaupt war ich an diesem Abend sehr zufrieden mit meinem Mann, nicht nur, dass er das perfekte Tröpfchen für unser Mahl ausgewählt hatte, zudem sah er auch noch richtig scharf aus, was dazu führte, dass ich ihm permanent auf den Arsch glotzen musste und den halben Abend spitz wie Nachbars Lumpi war.
Nach dem Essen machten wir uns auf die Suche nach Jens und fanden ihn schließlich in der Arschbar. Der übermäßige Weinkonsum beim Abendessen ohne uns hatte ihm merklich zugesetzt. War aber auch kein Problem, wir hatten wie immer unseren Spaß! An diesem Abend lernten wir auch den netten Ungarn kennen, der mir v.a. durch seine Größe und seine blonden Haare auffiel. Wahrscheinlich war er gar kein Ungar, sondern ein Norweger. (*kicher*) Und letztendlich endete der Abend – wie sollte es auch anders sein – in der Disko an der Stange. 
(3)

24.07.2011 – Åndalsnes

Sonnenaufgang: 4.32 Uhr
Sonnenuntergang: 22.48 Uhr

Unser heutiges Ziel, das wir gegen 8 Uhr morgens erreichten, war die „Stadt“ Åndalsnes, die in einem Seitenarm des Romsdalsfjord am Ufer des für seine Lachse berühmten Flusses Rauma liegt. Der Ort mit seinen 2000 Einwohnern ist auch ein beliebter Ausgangspunkt für die Fahrt über den Trollstigen. Wir lagen als einziges Schiff im Hafen, wobei „Hafen“ etwas übertrieben klingt.
Da das Wetter am Vormittag nicht all zu berauschend war lungerten wir lieber auf Deck 9 und 10 rum und widmeten uns unserer Lieblingsbeschäftigung: Buffet plündern. Gegen Mittag vertrieb allerdings die Sonne die dunklen Wolken und Jens und ich entschlossen uns, am Nachmittag einen Rundgang durch den Ort zu machen. Unser erstes Ziel konnten wir bereits vom Schiff aus sehen – die Zugkapelle.

Dabei handelt es sich um einen alten Eisenbahnwagon am Bahnhof von Åndalsnes, der im Inneren wie eine Kirche eingerichtet ist. Hier werden allerdings keine Gottesdienste abgehalten, das Ganze ist lediglich ein „Gag“ für Touristen (und die einzige „Attraktion“ neben einem großen Troll, die das Kaff zu bieten hat^^) Vom Bahnhof aus machten wir uns auf den Weg (am Troll vorbei^^) Richtung „Innenstadt“ und inspizierten die dortigen Geschäfte. Das Zentrum der Stadt (*hahahahaha*) bildet das Rathaus (großes, hässliches Teil) mit einem großen Platz davor. Ist schon irgendwie komisch, wenn man auf diesem Platz steht und auf der einen Seite das Rathaus und auf der anderen die Costa Pacifica sieht. Man meint, das Schiff liegt direkt mitten im Ort… was auch irgendwie der Fall ist.

Bei unserem Spaziergang durch den Ort fiel mir besonders auf, dass kaum Autos zu sehen waren, es aber an jeder Ecke und noch so kleinen Seitenstraße Zebrastreifen gab. Ansonsten ist Åndalsnes nichts Besonderes, die Lage am Fjord mit den hohen, grünen Bergen rings herum ist allerdings wunderschön. Ich würde hierher gerne jederzeit wieder kommen, dann allerdings einen Ausflug in die Berge buchen. Den Lacher des Tages lieferten uns unsere heiß geliebten typisch deutschen Mitpassagiere. Wir konnten beobachten, wie sich eine Gruppe dieser ganz besonderen Spezies einem Kleiderständer mit Sonderangeboten vor einem Klamottenladen näherte, zielsicher ein KARIERTES Hemd heraus zog und mit großen Augen bewunderte. Ich hätte mir beinahe in die Hosen gemacht! Anstatt Norwegerpullis, Rentierfellen oder irgendwelchem Souvenierplunder kauft sich der Deutsche in Norwegen natürlich ein kartiertes Hemd! (Okay, ein Galaabend stand ja noch bevor, da würde sich ja dann die passende Gelegenheit bieten, das neue Teil anzuziehen^^) Eine Begegnung der besonderen Art hatten wir dann noch auf dem Weg zurück zum Hafen, wir trafen nämlich den Vater aller Trolle! Das Original! Ich konnte mich gerade noch zurück halten, aber die Versuchung durch das geöffnete Seitenfenster zu greifen und den Kerl an die Nase zu packen, war verdammt groß. (Höhöhöhöhöhö!)
Nach 15 Uhr waren wir dann wieder an Bord (mitsamt unseren neuen Bechern und ohne karierte Hemden^^) und ich vertrieb mir die Zeit bis zum Abendessen auf Deck 10 in der Sonne.

An diesem Tag war „Italienischer Abend“ und wer schon mal mit Costa gefahren ist weiß was das bedeutet. Nach dem Essen gab es das volle Programm inkl. Show der Kellner (That’s amore…), Tänzchen mit den Kellnern (ohne mich, weil I don’t dance^^) und Polonaise (da war ich natürlich wieder dabei). Eigentlich kitschig und nicht wirklich notwendig, aber doch immer wieder schön. Im Anschluss ging es in die Pianobar auf ein Kippchen, danach verzog ich mich kurz auf die Kabine und hatte das erste mal auf einem Schiff ein „Kloproblem“. Anscheinend funktionierten die Toiletten auf dem gesamten Deck nicht, aber es wurde bereits emsig daran gearbeitet. (Kam der Reparaturmensch echt aus der Wandverkleidung oder hatte ich zu viel Vino beim Abendessen?^^)
Um 18 Uhr hatte die Costa Pacifica den Hafen von Åndalsnes verlassen und gegen 21.50 Uhr wurde der Lotse ausgeschifft, was ich rein zufällig life von unserem Balkon aus beobachten und natürlich auch auf zahlreichen Fotos festhalten konnte. Eigentlich wollte ich ja nur Bilder von den Bergen machen, die man urplötzlich durch den dichten Nebel erkennen konnte, aber dann wurde ich Zeuge wie sich ein kleines Boot der Pacifica näherte (Piraten??^^), festmachte und kurz darauf mitsamt Lotsen wieder im Nebel verschwand. Und überhaupt – der Nebel! Der war an diesem Abend schon ziemlich dicht und ständig hörte man das Signalhorn des Schiffes.

In der Arschbar gab Jens an diesem Abend einen Bauchtanz zum besten und ich weiß nicht so genau, ob das nicht der eigentliche Grund dafür war, dass Kotztüten verteilt wurden. Nein, Scherz beiseite, man merkte ausnahmsweise schon deutlich, dass man sich auf einem Schiff befand (besonders in der Arschbar am Heck), allerdings hatten wir da auch schon Schlimmeres erlebt. Mit ein paar Kotztüten im Gepäck ging es schließlich noch auf einen Absacker in die Disko, bevor ich mich in den Schlaf schaukeln lies.
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Fortsetzung folgt…

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