Ruhrpott by Night…

Guten Morgen liebe Crewmitglieder!

Lässt auch bei euch der Schlaf mal wieder auf sich warten? Dann kommt doch mit, ich entführe euch auf eine atemberaubende Reise ins nächtliche Ruhrgebiet. Na los, guckt nicht so skeptisch!

Der Ruhrpott – Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2008. Dies sind die Abenteuer der Ruhrgebietsregion, die mit ihrer 5,3 Millionen Mann starken Besatzung einige Jahre lang unterwegs ist, um neue Technologien zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen.

Viele Lichtjahre vom vollendeten Strukturwandel entfernt, dringt der Pott auf Entwicklungspotenzial vor, das nie ein Mensch zuvor gesehen hat. 😉

Steigt ein, mein Turboshuttle ist ein wenig beengt, aber ihr kuschelt ja sowieso andauernd. Anschnallen – Kippe aus – Schnauze halten. Wie wäre es mit etwas Musik? Ich empfehle für den Anfang seichte Töne und untermale das sanfte Knallen der Fehlzündungen von 120 dB mit Misantrope – „Relatives Menschsein“. Wir lassen elegant die Seitenfenster nach unten gleiten, recken die Nase in den Wind (aber Mund zu dabei!) und genießen das würzige Aroma der Boye und der Emscher, die seit jeher mehr oder weniger träge durch ihre längst nicht mehr urtümlichen Betten fließen. Schon biegen wir ab, aus Bottrop kommend, auf die B224 und das was ihr da rechts seht, ist nicht etwa das Gelege einer fremden Spezies das darauf wartet bebrütet zu werden, es sind die 50 m hohen Faultürme des Emscher-Klärwerks. Sind sie nicht wunderschön?

Das was da hinten links an unserer Stoßstange klebt ist lediglich ein aufgemotzter Dreier BMW, der gleich penetrant darauf beharren wird unseren Staub zu schlucken. Es gibt sie hier zuhauf. Nachdem wir ihm ordentlich den Hintern versohlt haben machen wir uns auf die A 42 zu erobern, die majestätisch im Dunkeln liegt und darauf wartet von unserem unverbrannten Sprit, den wir aus dem blubbernden Endrohr hauen, getauft zu werden. Gleich da rechts könnt ihr „den Tetraeder“ bestaunen, das „Haldenereignis Emscherblick“ wurde vom Architekten Wolfgang Christ in Form einer dreiseitigen Pyramide entworfenen, 1995 als frei begehbarer Aussichtsturm errichtet und gnadenlos in die Botanik gerammt, die sich auf der staubigen Kohlenhalde breit gemacht hatte. Der gemeine Bottroper war wie immer skeptisch, „wer braucht so’n Dreck?“ haben sich alle gefragt um ein Jahr später geschlossen auf dem Ding Sylvester zu feiern und dabei den Blick übers halbe Ruhrgebiet schweifen zu lassen.

Jeder wusste natürlich dass dieses Wunderteil einmal total beliebt sein würde!

Auf dem Berg daneben könnt ihr übrigens das ganze Jahr die Skier auspacken. Das Alpincenter ist die längste Skihalle der Welt mit 640 m Länge und 30 m Breite. In ihr wird eine Schneeauflage von ca. 40 cm behalten. Der Standort des „alpincenters“ ist die Halde Prosperstraße, die im Osten der Stadt Bottrop liegt. Das Haldengelände hat eine Größe von ca. 31,5 ha. Natürlich gibt’s auch genug Möglichkeiten für Après Ski.

Zieht mal die Nasen ein, ich schalte noch mal runter um die Kurve vor Osterfeld so richtig mitzunehmen, und schon ist der Gasometer in Sichtweite, das Wahrzeichen der Stadt Oberhausen. Das Ding wurde 1929 fertig gestellt und ist mit 117,5 m Höhe der größte Gasometer Europas. Er hat einen Durchmesser von 67,6 m und ein Nutzvolumen von 347 000 Kubikmetern.

Untermalen wir das Ganze mit „Do you love me“ von Nick Cave. Genießen und Augen schließen, aber nur kurz! Bitte richtet den Blick nach links, es folgt der Wasserturm und meine gern besuchte Brücke an der Mülheimer Straße, auf der man nachts wunderbar die Seele Baumeln lassen kann!


Auf der anderen Seite schmiegt sich das CentrO in die heimelige Landschaft, mit 70.000 m² Nettoverkaufsfläche eines der größten Einkaufs- und Freizeitzentren in Deutschland. Es bildet das Kernstück der so genannten Neue Mitte Oberhausen. Hier haben einige Crewmitglieder sich schon die Bäuche voll geschlagen und bei einer Außentemperatur von gefühlten 250° C die Klimaanlage genossen. Seven kann übrigens bestätigen dass man hier am Bahnhof Leute trifft, die Lieutenant Nemain die Sprache verschlagen. Wenn kümmern da schon die 50.000 Engländer die sich wohlig saufend in sämtliche Züge nach Gelsenkirchen quetschen. So eine WM ist doch was Feines…

Mit den Klängen von Lordi’s „It Snows In Hell“ stimmen wir uns auf das heutige Ziel der kleinen Reise ein, den Landschaftspark Duisburg-Nord. Kurz vor dem Autobahnkreuz Duisburg – Nord nehmen wir im 4. Gang bei 5000 Umdrehungen die Ausfahrt DU-Neumühl – Achtung, festhalten! – um schon von der B8 aus gefangen zu sein von der Mystik dieses prähistorischen Ortes.

Hier verbinden sich Industriekultur, Natur und ein faszinierendes Lichtspektakel. Im Mittelpunkt steht das stillgelegte Hüttenwerk, dessen alte Industrieanlagen den Strukturwandel bereits im wahrsten Sinne des Wortes vollzogen haben: In einem alten Gasometer entstand Europas größtes künstliches Tauchsportzentrum, in Erzlagerbunkern wurden alpine Klettergärten geschaffen, in einer ehemaligen Gießhalle wurde ein Hochseilparcours eingerichtet und ein erloschener Hochofen ist zum Aussichtsturm ausgebaut. Hier lassen wir uns in luftiger Höhe auf einem der unzähligen Laufstege nieder, genießen andächtig die bunten Lichter die alles in gespenstiges Licht tauchen, lassen uns von der Autobahn berieseln und die Nacht langsam ausklingen.

Mal schauen, wenn ihr euch nicht zu sehr daneben benommen habt (Bierflaschen unter den Sitzen und Kaugummi an den Scheiben), dann werde ich euch gerne auch noch das Weltkulturerbe Zollverein näher bringen, aber dafür nehmen wir eine andere schlaflose Nacht….

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2 Kommentare

  1. Aahhh, das Turbo-Shuttle, yeah! 😀 (hierbei sei angemerkt, dass das
    mit der Beengtheit auch nicht ansatzweise übertrieben ist! Aber
    hey, Kuschelfaktor ist doch auch was feines…) Eine Ruhrpott-Tour,
    wie genial. Das ist einfach nur ganz phantastisch beschrieben,
    großes Lob! Da bekommt man ja richtig Lust, noch einmal
    zuzusteigen. Und keine Sorge wegen der Bierflaschen, die würden
    sowieso nicht mehr reinpassen 😉 „Seven kann übrigens bestätigen
    dass man hier am Bahnhof Leute trifft, die Lieutenant Nemain die
    Sprache verschlagen.“ -> Oh ja! Manchmal kann man den Spieß aber
    auch wunderbar umdrehen, und den Leuten einfach die Sprache
    verschlagen, dazu muss man nur ’ne Horde durchgeknallter VCler
    durch den Bahnhof rennen lassen, höhö. Vorallem den Verweis auf die
    Möglichkeit des Bäuchevollschlagens kann ich nur unterschreiben.
    Und nicht nur das CentrO, auch Züge mit Klimaanlage sind was ganz
    tolles, man sollte bei seinen Wünschen nur hinzufügen, dass
    betreffende Anlage auch funktionsfähig sein muss… is sonst etwas
    eklig im Hochsommer. Da hast Du eine schlaflose Nacht wirklich
    super genutzt, um die perfekte Tour durchs Ruhrgebiet darzustellen.
    Vorallem klasse Bilder – hast Du die am Ende gar selbst
    fotografiert? Lachenden Gruß, Seven

  2. ach nemain, die bilder und die story sind wirklich klasse 🙂 man
    könnte da meinen das das ruhrgebiet ein ganz schönes fleckchen erde
    sei.^^ aber halt nur bei nacht:LOL aber mal ehrlich. ich hab noch
    nie so schöne faultürme gesehen 😉

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