Es ist 12:35 Uhr und ich sitze allein im Zug nach Tegernsee. Ohne Lara klappt das zwar alles viel besser, aber es ist auch weniger unterhaltsam. Wie dem auch sei, die Sonne scheint wie verrückt und am See wird es sicher schön. Kurz bevor der Zug sich in Bewegung setzt, irrt ein altes Ehepaar durch das Abteil. Ob sie denn hier richtig sind, wollen sie wissen und eine einmalige Auskunft reicht ihnen da nicht, deshalb fragen sie lieber dreimal. Ein Herr neben mir meint: „Wenn’s nach Tergernsee wolln, könn’s bleim. Wenn’s nit nach Tergernsee wolln, könn’s a bleim, aba dann gehn’s hoid verkehrt.“ Er grinst mich dabei spöttisch an und ich weiß gleich, den hab ich gern.
Am frühen Nachmittag bin ich am Strand. Es riecht nach Sonnenmilch und Kokosnuss und in unmittelbarer Nähe meines ausgebreiteten Badehandtuchs hat sich eine amerikanische Großfamilie angesiedelt. Die kleine Tochter Mia hat panische Angst vor dem Wasser. Immer, wenn ein Boot vorbei kommt und Wellen schlägt, fängt sie an zu weinen, ganz besonders, wenn sie sieht, dass der Papa im Wasser ist. Vermutlich hat sie Angst, der könnte untergehen und so muss er immer rufen: „It’s okay, Mia! It’s okay!“ Dann dreht sich das kleine Goldlöckchen wieder zu der Sandburg um, an der sie ganz gekonnt herumbaut.
Eine Stunde später ist die American Family von dannen. Den geräumten Platz haben ein paar WGler eingenommen. Einer von ihnen hat vor ein paar Tagen eine fette Spinne aus dem Zimmer einer Mitbewohnerin entfernt. Sein Vorhaben, das Tierchen daraufhin in den Strudeln des Klos untergehen zu lassen, scheiterte allerdings. Bevor er spülen konnte, krabbelte die Spinne unter den Porzellanrand der Toilette und jetzt hockt sie immer noch da. Seitdem benutzt die komplette WG nur noch das zweite Klo.
Es ist 15:45 und neben mir schreit und weint die kleine Luise. Sie wurde von einer Ameise gebissen. Ein Junge mit Basecap steht in einigen Metern Entfernung unschlüssig da und schaut Luise an. Er ist sichtlich entsetzt, weiß aber auch gar nicht, wie er Luise helfen soll. Als ihre Eltern sie beruhigt haben, ist er erleichtert, packt seine Schwimmflügel und geht wieder ins Wasser.
Das ist allerdings so kalt, dass ich es nach zwei Versuchen aufgegeben habe, darin zu schwimmen. Länger als fünf Minuten hält man es nicht aus und aufgrund der vielen Boote kommt man ohnehin nicht weit.
Am späten Nachmittag packe ich meine Sachen zusammen und gehe. Am kleinen Bahnhofskiosk nehme ich mir noch zwei Tergernsee Spezial mit. Der Inhaber fragt mich, ob er eins davon schon aufmachen soll und ich nicke grinsend. Neben einem stillgelegten Gleis steht ein alter Lokschuppen, auf dessen Treppe ich es mir mit meinem Bier bequem mache. Die Hitze und zirpende Grillen schaffen eine westernreife Atmosphäre, also halte ich nach umherfliegenden Ginsterbüschen und Heuballen Umschau – leider vergeblich.
Trotzdem ein toller Ausflug.
Was für ein Tag! Manchmal tut es einfach gut raus zu kommen, raus
aus den Altag, rein in die Natur! Schön, dass es immer mehr
Menschen gibt, die etwas damit anfangen können.